Unser Selbstexperiment
Jede Utopie beginnt mit der Veränderung bei uns selbst.
Uns beschäftigt vor allem, wie wir mit unserem Tun oder auch unserem Nichttun dazu beitragen können, die Welt ein bisschen besser zu machen oder ihren Zustand zumindest nicht zu verschlechtern.
Dabei sind unsere Ziele tatsächlich eher einfacher Natur.
Wir sind auf der Suche nach Wegen zu einem guten, freien und maßvollen Leben, welches Wohlstand, Zufriedenheit, Umweltschutz und Humanität vereint.
Wir wollen unseren Beitrag leisten, damit für heutige und nachkommende Generationen ein lebenswertes Dasein auf diesem wundervollen Planeten möglich bleibt. Dafür suchen wir nach einem erfüllten Leben, welches theoretisch alle Menschen führen könnten ohne weiteres Ausbeuten von uns selbst und der Natur.
Ein gutes Leben mit 990 Euro?
Wie viel braucht es für ein Leben, in dem wir uns wohlfühlen, nach unseren Interessen und Wünschen entfalten und dabei gleichzeitig umweltfreundlich und human leben können? Ein Leben, in dem wir unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren, im besten Fall neutralisieren, und dabei weiterhin Teil des allgemeinen gesellschaftlichen Lebens sein können.
Um uns diesen Fragen anzunähern, entwickelten wir die Idee zu einem Selbstversuch, welchen wir Mitte des Jahres 2020 mit unserem Umzug nach Berlin starteten. Wir entschieden uns, für mindestens ein Jahr ein Leben mit 990 Euro pro Person und Monat auszuprobieren.
Weniger Geld zur Verfügung zu haben, hieß für uns auch, Kaufentscheidungen bewusster und durchdachter zu treffen und unseren Konsum insgesamt deutlich zu reduzieren, was für uns einen entscheidenden Schritt hin zu mehr Ressourcenschonung und Umweltschutz bedeutet. Außerdem wollten wir herausfinden, ob wir mit weniger Geld dennoch in den unterschiedlichsten alltäglichen Lebensbereichen wie Ernährung, Kleidung, Freizeit, Mobilität und Reisen zu umweltfreundlichen und humanen Alternativen greifen und gleichzeitig unsere Bedürfnisse abdecken und Wünsche erfüllen können. Es ging uns darum, ein gutes und angenehmes Maß im Zusammenwirken dieser Aspekte zu finden.
Zunächst entwickelten wir diese Budgettabelle pro Monat und Person. Hierbei gingen wir beispielhaft von einem Haushalt mit zwei erwachsenen Personen aus. Kinder sind dabei nicht berücksichtigt.
Diesen Rahmen haben wir uns bewusst gesteckt. Er ist unser Idealfall, unsere Orientierung, welcher wir in der Realität möglichst nah kommen wollen.
Wichtiger als das Finanzielle ist dabei jedoch das Erreichen eines möglichst neutralen ökologischen Fußabdrucks. Deshalb haben wir uns beim Wasser und Energieverbrauch zusätzliche Zielvorgaben gesetzt, unabhängig von den Kosten.
Wir hatten nicht den Anspruch, diese Zahlen eins zu eins zu erreichen. Sie wissen ja sicher aus eigener Erfahrung, wie das mit zu festen Plänen so ist.
Das Leben steckt voller Überraschungen.
An dieser Stelle ist uns wichtig zu betonen, dass wir nur von unseren Lebensumständen und -vorstellungen sprechen können und uns bewusst ist, dass diese von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sind. Wir streben aus freien Stücken eine Verringerung unserer Ausgaben an und können dies den Umständen entsprechend anpassen. Im Gegensatz zu vielen Menschen, die gezwungen sind, mit diesem Budget oder weniger auszukommen, und das, obwohl nicht wenige von ihnen 40 Stunden und mehr arbeiten. Dazu aus einer Not heraus verpflichtet zu sein, ist etwas völlig anderes.
Was konnten wir bisher erreichen?
Nach all den großen und kleinen Veränderungen in unserem Leben, neuen Wegen und Betrachtungsweisen stellt sich natürlich die Frage: Welche Wirkung hatte unser Selbstversuch und wie weit kamen wir mit dem Budget von 990 Euro pro Monat und Person?
Als wir unseren Versuch Mitte 2020 starteten, wollten wir diesen für ein Jahr ausprobieren. Im Laufe der Zeit wurde er ein Teil unseres Lebens, den wir bis heute weiterführen und den Umständen der Zeit anpassen.
Unser Fußabdruck
Wir wollten es im Laufe unseres Selbstexperiments zunächst schaffen, den ökologischen Fußabdruck unseres alltäglichen Lebens um mindestens 50 Prozent zu reduzieren. Damit würden laut der Organisation Brot für die Welt nur noch circa 20 Prozent für eine ausgeglichene Bilanz fehlen.
Um die Wirkung unserer Veränderungen greifbar zu machen, nutzten wir online den Fußabdrucktest von Brot für die Welt, in welchem wir die Werte unseres alten und neuen Lebensstils gegenüberstellten. Tests wie diese zeigen auf bildhafte und leicht verständliche Weise auf, in welchem Ausmaß unsere Handlungen die Umwelt beeinflussen und wie schnell wir diese Auswirkungen mit einzelnen Entscheidungen positiv verändern können. Tatsächlich gelang es uns, unseren Fußabdruck bereits um mehr als 50 Prozent zu reduzieren, und seither liegen wir deutlich unter dem deutschen Durchschnitt, jedoch leider noch immer zu hoch für ein nachhaltiges Sein auf unserer Erde. Vergleichbare Werte erreichten wir auch beim Klimarechner des WWF.
Wie es weiter geht und alle Details zum Selbstexperiment und den damit verbundenen Auswirkungen auf uns und unsere Mitmenschen findest Du in unserem Buch „Auf den Spuren der Freiheit„